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University of Graz University Library Graz News Nacktheit im Mittelalter (1): Das Obszöne ist das Schöne
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Wednesday, 16 April 2025

Nacktheit im Mittelalter (1): Das Obszöne ist das Schöne

Ms. 56/1 ©Uni Graz/Digitalisierung 229r

Gerade wenn es sich um mittelalterliche Kunstwerke im religiösen Kontext handelt, wird in der neuzeitlichen Rezeption immer wieder mit Erstaunen zur Kenntnis genommen, dass sich etwa an den Außenfassaden von Kirchen oder in theologischen Handschriften neben Phantasiewesen auch nackte, monströse oder gar obszöne Figuren tummeln.

Universitätsbibliothek Graz, Ms. 56/1

Pergament (Spiegelblätter aus Papier), 299 Bl., 430 x 300mm, Ende 12 Jh., Benediktinerstift St. Lambrecht

Handschrift:
Die Handschrift überliefert den ersten Teil der zweibändigen Lectiones breviarii Benedictini, die aus einem pars hiemalis (Ms. 56/1) und einem pars aestivalis (Ms. 56/2), also aus einem (auf das Kirchenjahr bezogenen) Winter- und Sommerteil bestehen. Es handelt sich folglich um eine Sammlung klösterlicher Lesungen in lateinischer Sprache, geschrieben in einer (spät)karolingischen Minuskel und mit etlichen Initialen und kleinen Randillustrationen verziert.

Kommentar: Zu Monstern und zur Nacktheit im Mittelalter
In der wuchtigen Handschrift Ms. 56/1 fallen sofort die MarginaliIlustrationen und insbesondere die historisierten bzw. figuralen Initialen auf, die den Text zieren. Darunter finden sich, wie soll man es anders erwarten, Heiligendarstellungen (z.B. Paulus, fol. 104r,136r oder Maria, fol. 201v), aber auch Tiere oder Fabelwesen sind dargestellt, kunstvolle Arabesken sowie nackte Menschen und obszöne Monster. Eine kleine Auswahl an Darstellungen von teils obszöner Nacktheit aus der Handschrift sei hier angeführt: 35v: I-Träger und Kopf mit Blattkörper; 42v: nackter D-Sitzer; 43v: nackter E-Sitzer; 44v: I-Träger; 60v: Menschenkörper mit Tierkopf spreizt Beine und Gesäß; 65[r|]: barbusige Meerjungfrau; 121r: Flötenspieler; 173v: Frau mit Haaren umschlungen; 229r: kotender C-Sitzer; 230v: kotender C-Sitzer.

Gerade weil die Handschrift Klosterliteratur überliefert, stellt sich die Frage nach der Nacktheit und den Obszönitäten, gehen doch solche Darstellungen nur schwer mit unserer Vorstellung eines prüden, christlichen Mittelalters zusammen. Warum finden sich nackte Figuren und obszöne Wesen in einer theologischen Schrift des 12. Jahrhunderts? Eine erste Antwort auf diese Frage scheint zunächst einfach: Weil es das Buch verschönert! Ornamentale Elemente zieren den kostbaren Codex vom Buchdeckel bis zur feinen Rubrizierung. Und damit er erst richtig schön ist, braucht es laut einigen mittelalterlichen Denkern die richtige Mischung aus gefälligen und hässlichen Dingen, aus Naturdarstellungen und Fabelwesen, denn die Monster und durchaus auch Obszönitäten sind nötig, sei es, weil auch sie als Teil der göttlichen Schöpfung erachtet werden, sei es, weil sie erst den notwendigen Kontrast geben, durch den sich die wirklich schönen Dinge (also die christliche Lehre vor allem der Schrift) auszeichnen. Was für moderne Menschen also nach einem recht wirr zusammengewürfelten Haufen aus Heiligen, stilisierten Arabesken, Monstren und Nackten wirkt, mag sich den mittelalterlichen Betrachtenden angesichts eines recht unterschiedlichen Schönheitskonzeptes als ein harmonisches Ganzes präsentiert haben. Allerdings irritiert dieses Darstellungskonvolut nicht bloß den modernen Betrachter, schon die ein oder andere zeitgenössische Stimme äußert diesbezüglich Kritik. Der bedeutende Zisterzienser Bernhard von Clairvaux bemerkt beispielsweise dazu im 12. Jahrhundert: „Was soll in unseren Klöstern, wo die Fratres das Offizium lesen, jene lächerliche Monstrosität, jene unförmige Schönheit und schöne Unförmigkeit. […] Überall also zeigt sich eine so große Vielfalt verschiedenartiger Formen, dass man sich mehr dazu hingezogen fühlt, den Marmor zu lesen anstatt die Heiligen Schriften.“ Neben Kritik ist bei Bernhard freilich auch eine Faszination für das vermeintlich Hässliche und Unmoralische herauszuhören, und vielleicht lässt sich hieran nachvollziehen, welche Wirkung die Illustrationen auf ein mittelalterliches Publikum gehabt haben mag.

Wie aber stand der mittelalterliche Mensch zur Nacktheit? Eine eindeutige Antwort ist darauf nicht möglich, denn ein Zusammenhang von Nacktheit und Scham existiert nur bedingt. Dass das christliche Mittelalter eine als sündhaft interpretierte Körperlichkeit propagiert, ist bekannt, allerdings kann die Nacktheit auch Symbol für die Unschuld sein, da Adams und Evas Sündenfall mit dem Entdecken der Scham und dem Verdecken ihrer Genitalien verbunden ist. Wer unschuldig ist, ist also auch nackt, genauso wie die der Körperlichkeit verfallenen und dafür in der Hölle büßenden Sünder. Und tatsächlich widmet sich die Kunst des Mittelalters dem nackten Menschen unerwartet direkt und begegnet den Körpern ohne Scheu.

Dass es nackte Menschen und Monster in ein Klosterbuch verschlägt, mag einerseits daran liegen, dass das Mittelalter weit weniger Probleme mit Nacktheit hatte, als wir vermuten würden. Andererseits ist das Obszöne Teil des Welt, und hier gehören eben nicht nur entblößte Menschen, sondern auch die Monstren und Wunderwesen als notwendige Teile eines ganzheitlichen Weltbilds dazu. In der Buchkunst mag es für die mittelalterlichen Betrachtenden vielleicht als gelungener Kontrast zur Heilsbotschaft und zu den frommen Heiligendarstellungen gesehen worden sein.

Literatur:

  • Eco, Umberto: Licht und Farbe im Mittelalter. In: Die Geschichte der Schönheit. 4. Aufl. Aus dem Italienischen übers. von F. Hausmann und M. Pfeiffer. München 2012. S. 98-129. Hier S. 111-113.
  • Eco, Umberto: Die Schönheit der Monster. In: Ebd., S. 130‑153.
  • Bologne, Jean-Claude: Nacktheit und Prüderie: Eine Geschichte des Schamgefühls. Aus dem Französischen von R. von Savigny und T. Schmidt. Weimar 2001. S. 24-27, 155-163 und 229‑237.

Digitalisat der Handschrift: https://unipub.uni-graz.at/obvugrscript/content/titleinfo/5611405

Simon Pilshofer, Projektarbeit im Rahmen des Seminars „EX Historische Medien (Mittelalterliche Handschriften)“, Institut für Germanistik (Germanistische Mediävistik, Univ.-Prof. Dr. Julia Zimmermann)

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