Hinter der unscheinbaren Signatur MS 2211 verbirgt sich das älteste erhaltene landschaftliche Wappenbuch der Steiermark. Es beinhaltet rund 250 Darstellungen, wovon 105 aus der Entstehungszeit der Handschrift stammen und die Wappen der 100 wichtigsten steirischen Geschlechter der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zeigen. Darunter finden sich auch heute noch bekannte Namen wie die Grafen von Montfort, die Freiherren von Herberstein, die späteren Grafen von Saurau und die zu jener Zeit noch relativ unbedeutende Familie Eggenberg. Die übrigen 150 Zeichnungen kamen im Laufe der nachfolgenden Jahrhunderte hinzu.
Das heutige Erscheinungsbild sowie die bekannten Vorbesitzer zeugen von einer wechselvollen Geschichte der Handschrift. Aufgrund des verwendeten Papiers sowie der dargestellten Wappen ist die Entstehungszeit des Codex auf die Jahre zwischen 1535 und 1541 eingrenzbar. Im Wappenbuch lassen sich außerdem die Handschriften von zumindest 30 verschiedenen Personen ausmachen. Der Codex stand also durchaus im Gebrauch und es wurden Veränderungen sowie neue Informationen zu steirischen Adelslandschaft von den jeweiligen Besitzern vermerkt.
Über den Auftraggeber der Handschrift ist nichts Eindeutiges bekannt. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass es sich um Johannes Herzenkraft handelt, da sich eingeklebte Stammbucheintragungen seines Enkels Johann Gottfried aus den Jahren 1590–1593 finden. Der weitere Verbleib der Handschrift liegt ebenfalls im Dunkeln. Es finden sich noch Stammbucheinträge eines gewissen Dr. Moßbach und wiederverwendete Reste des Einbandes stammen aus der Werkstatt das Grazer Buchbindes Georg Adam Gugler, der der um 1700 auch für die Grazer Universität tätig war.
Erst für das 19. Jahrhundert lässt sich der Codex wieder eindeutiger verorten. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts kam er in den Besitz des Klagenfurter Wappenmalers Johann von Schreibern, welcher ihn an Joseph Lexa, einen böhmischen Landschafts- und Architekturmaler, verkaufte. Von diesem wiederum erwarb ihn Oskar Göschen, kaiserlicher Major und Heraldiker. Ihm verdanken wir ein über zehn Seiten reichendes Vorwort. Daraus entstammen unter anderem die Nachrichten zu den Vorbesitzern aber auch eine zeitliche Einschränkung der Entstehung anhand der dargestellten Wappen. Göschen erwähnt aber auch, dass er minderwertige Wappendarstellungen auf „anderem Papier“ bei einer von ihm initiierten Neubindung habe entfernen lassen. Aus diesem Grund ist heute nur mehr ein Drittel der zum Zeitpunkt der Paginierung vorliegenden Blattanzahl vorhanden. An wen Oskar Göschen das Wappenbuch vermachte oder verkaufte ist nicht bekannt. Es taucht erst wieder 1995 bei einem Wiener Antiquar – welcher es im ausländischen Handel erworben hatte – auf. Von dort fand es seinen Weg in die Abteilung für Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Graz und somit zurück in die Steiermark.
Ein Volldigitalisat der Handschrift findet sich unter folgendem Link.
Mag. Veronika Drescher